Eine Simonshöfer Altardecke

Aus Anlass ihrer Konfirmation erhalten die jungen Christen Glückwünsche und Geschenke aus dem Kreis ihrer Familie, von Verwandten, Bekannten und aus der Nachbarschaft. Einer langen Tradition gemäß geben sie aber auch selbst eine Spende für ein kirchliches Projekt, das sie sich aus verschiedenen Angeboten ausgewählt haben. So haben sich die diesjährigen Konfirmandinnen und Konfirmanden dafür entschieden, ein wichtiges Arbeitsfeld der kenianischen evangelisch-lutherischen Kirche zu unterstützen. Die Mitarbeiterinnen des Pangani Lutheran Children Centre (PLCC) in Nairobi kümmern sich seit mehr als zwei Jahrzehnten um schutzlose Mädchen, die in den Slums der afrikanischen Stadt leben. Ohne ein wirkliches Zuhause sind sie dem harten und gefährlichen Leben auf der Straße ausgesetzt. Im PLCC erleben die Mädchen einen Ort zum Leben, Lernen und einfach Kind sein dürfen. Mit neuem Vertrauen zu Erwachsenen lernen sie lesen, schreiben, rechnen und erhalten die Chance, eine weiterführende Schule zu besuchen und eine Berufsausbildung zu beginnen. Mission EineWelt aus der bayerischen Landeskirche unterstützt diese Arbeit für eine bessere Zukunft von jungen Menschen und unsere Konfirmandengruppe will dabei mithelfen.

Was hat die Konfirmandenspende des Jahres 2020 mit der Überschrift zu tun, die eine Altardecke aus Simonshofen zum Thema hat? Nun, auch dieses weiße Leinentuch mit geklöppelter Spitzenborte war einst eine Konfirmandenspende in einer Zeit, in der es noch nicht so möglich war, Projekte in anderen Teilen der Welt ohne große Umstände zu unterstützen. Am Palmsonntag 1933 feierten 29 Jugendliche in Beerbach ihre Konfirmation, davon kamen allein 11 aus Simonshofen. Pfarrer Wolfgang Rüdel predigte über ein Wort aus dem Lukasevangelium: „Freuet euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind“. Der damaligen Tradition folgend hatten die jungen Christen das Gotteshaus mit 29 Fichtenkränzen an den Emporenbrüstungen festlich geschmückt. Die Chronik vermerkt, dass außerdem je eine Decke für Altar und Taufstein gestiftet wurden. Im Fundus des Pfarrarchivs ist die Altarbekleidung noch anzutreffen. An der lang herabhängenden Schauseite trägt sie in der Mitte ein mit rotem Garn gesticktes Kreuz, das in drei Textbögen von dem Bibelwort eingerahmt wird: SIEHE ICH BIN BEI EUCH ALLE TAGE.

Die von Hand eingestickte Widmung mit
den Namen der drei Konfirmandinnen
aus Simonshofen.

Die Decke wurde sicherlich von einer Firma für Kirchenbedarf bezogen, doch die Namen der drei Simonshöfer Stifterinnen sind in Handarbeit an der anderen Längsseite eingearbeitet worden. Es waren Babette Bayer, Anna Maußner und Johanna Ulherr, die im Jahr 1920 geboren worden waren. Ob sie ihre Widmung selbst eingestickt haben, lässt sich heute nicht mehr sagen, alle drei haben ihre Eiserne Konfirmation nicht mehr erlebt. Die Konfirmanden und Konfirmandinnen des Jahres 1933 konnten damals noch nicht wissen, wie stärkend gerade dieses gestickte Bibelwort für sie alle werden sollte, denn es folgten die dunklen Jahre des sogenannten „Dritten Reiches“ und der Zweite Weltkrieg.

Diese Altardecke befindet sich auch heute noch in einem guten Zustand. Sie wurde zuletzt viele Jahre in der Neunhofer Johanniskirche aufgelegt. Dass sie heute nicht mehr verwendet wird, hat mit der jetzt üblichen Form von Paramenten zu tun, die in den wechselnden Farben des Kirchenjahres vom Altartisch herabhängen. Lange Altardecken sind dafür nicht geeignet. Es wäre aber eine Idee, die „Simonshöfer Decke“ beim Zeltgottesdienst zur Kirchweih in Simonshofen wieder einmal zu Ehren zu bringen.

Ewald Glückert, Archivpfleger