Geistliche Impulse

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Meine Zeit steht in deinen Händen...

Die Kirchturmuhr von St. Egidien

so heißt es in Psalm 31,16. Steht? Meist haben wir überhaupt nicht den Eindruck, dass die Zeit steht. Sie rennt, sie rast. Wir haben manchmal das Gefühl, dass sie uns davonläuft. Oft hetzen wir durch den Alltag. Wir haben dann keine Zeit, schimpfen über Zeitverschwendung und fürchten "Zeiträuber", die uns die Zeit stehlen.

Wo bleibt der Geist des Friedens?

Die Taube als Friedenssymbol auf der Weltkugel

„Die Friedenstaube“, das sagen die Konfirmanden, wenn sie das Symbol der Taube sehen. Klar, sie sehen es zur Zeit vor allem bei Friedensdemonstrationen oder in Zeitschriften unterlegt mit der Flagge der Ukraine. Dass die Taube heute weltweit vor allem als Symbol der Friedensbewegung bekannt ist, also zur „Friedenstaube“ geworden ist, das hat mit dem Künstler Pablo Picasso zu tun. Er entwarf 1949 für den Weltfriedenskongress in Paris die Silhouette einer Taube und lithographierte diese anschließend. So wurde die Taube das Symbol der Friedensbewegung.

… und du wachst auf und es ist Krieg

Eine weiße Taube auf blauem und gelben Feld

So haben es wohl viele empfunden, als russische Truppen in der Nacht vom 23. zum 24. Februar in die Ukraine einmarschiert waren. Es herrschten Fassungslosigkeit und Entsetzen über solches Unrecht, solche Willkür und solche dreisten Lügen über angebliche Friedenstruppen, die ein von Nazis beherrschtes Land befreien müssten. Hatten wir Krieg als Mittel der Politik nicht schon als etwas Vergangenes angesehen?

Von Sorgenfalten zum Händefalten

Liebe Leserin, lieber Leser,

Sorgenfalten trieben mir in den letzten Wochen und Monaten Nachrichten von gewalttätigen Protesten von Impfgegnern und Corona-Leugnern auf die Stirn. Der Ton ist schon seit längerem rauer geworden und oft schlichtweg inakzeptabel, wenn z.B. der Tod von Politikern gefordert wird, die sich für die Impfkampagne angesichts der Pandemie einsetzen. Auch vor Gewalt scheuen manche Impfgegner und Corona-Leugner nicht mehr zurück. Opfer dieser Gewalt werden Polizisten, die als Vertreter der Staatsmacht herhalten müssen, damit manche „Querdenker“ ihre Wut an ihnen auslassen können. Ein junger Angestellter einer Tankstelle wurde erschossen, weil er die Einhaltung der Regeln zum Schutz vor Corona einforderte. Und in diesen Tagen lese ich von einem vierjährigen Kind, das bei einer Demonstration verletzt wurde, weil die Mutter mit dem Kind versuchte eine Polizeiabsperrung zu durchbrechen. Ehrlich gesagt: Ich habe Angst vor der „Freiheit“, die auf diese Weise verteidigt oder zurückerobert werden soll. Da scheint es sich um die diktatorische Freiheit Gleichgesinnter zu handeln. Und mir macht der Fanatismus Sorge, der sich da Bahn bricht und die eigenen Ziele sogar über das Wohl des eignen Kindes stellt.
Natürlich darf jeder „querdenken“ und seine Meinung äußern und gegen andere Auffassungen argumentieren. Aber wird da wirklich noch gedacht und argumentiert, wo Fanatismus sich breit macht und Gewalt angewendet wird?

Heilsame Unterbrechung

Liebe Leserin, lieber Leser,

lieben Sie es, unterbrochen zu werden? Wahrscheinlich nicht. Doch wie halten Sie es dann mit dem Advent und mit Weihnachten? Der Advent als Vorbereitungszeit, als zumindest der Absicht nach stille Zeit unterbricht unsere übliche Geschäftigkeit. Auch das Christfest ist eine Unterbrechung des Gewohnten. Das ganze Land macht Pause. Die Vorbereitungen auf das Fest unterbrechen den gewohnten Ablauf.
Das war bei der ersten heiligen Nacht nicht anders. Eigentlich hat Weihnachten schon immer gestört und war eine Unterbrechung des Gewohnten.

Meine Zeit steht in deinen Händen

Der Einbau der Glocken ist beendet.

Endlich ist es soweit: in unseren beiden Kirchen erklingen wieder Glocken, laden mit ihrem Geläut zu Gebet und Gottesdienst ein und schlagen uns die Stunde. Sie künden uns von dem, was der Prediger sagt: „Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“ (Prediger Salomo 3,1) Sie erinnern uns daran, dass unsere Zeit in Gottes Händen steht, wie der Psalmbeter sagt (Psalm 31,16).

Etwas Urlaubstheologie

Wie halten Sie es denn mit dem Urlaub? In unserer Gesellschaft hat Urlaub einen hohen Stellenwert gewonnen. Manche leben geradezu auf den Urlaub hin. Vom christlichen Glauben her betrachtet ist das ein wenig merkwürdig. Denn – so erzählt die Bibel – schon bei der Schöpfung hat Gott einen Ruhetag vorgesehen. Jeder 7. Tag soll ein Tag frei vom Druck der Arbeit und des Alltags, frei von Erwartungen und Forderungen sein. Einfach mal dasein dürfen und schon jetzt etwas vom Frieden Gottes schmecken und fühlen dürfen. Dafür ist der Sonntag da - sozusagen als wöchentlicher Kurzurlaub.

Der Grund, auf dem wir stehen

Weil wir also aufgrund des Glaubens als gerecht gelten, haben wir Frieden mit Gott. Das verdanken wir unserem Herrn Jesus Christus. Durch den Glauben hat er uns den Zugang zur Gnade Gottes ermöglicht. Sie ist der Grund auf dem wir stehen.

Und wir dürfen wirklich stolz sein auf die sichere Hoffnung, zur Herrlichkeit des Gottes zu gelangen. Aber nicht nur das. Wir dürfen auch auf das stolz sein, was wir gegenwärtig erleiden müssen. Denn wir wissen:

Gottesdienst am Sonntag Trinitatis 7.6.2020

Predigtbild

Vorspiel
Gruß

Wir sind zusammengekommen
im Namen Gottes, der uns Raum und Zeit zum Leben schenkt,
im Namen Jesu Christi, der Güte Gottes in Person,
im Namen des Heiligen Geistes, der uns befreit und schützt,
im Namen des heiligen dreieinigen Gottes
feiern wir diesen Gottesdienst. Amen
Der Herr sei mit euch.  - Und mit deinem Geist.

Begrüßung
Am heutigen Sonntag Trinitatis, liebe Gemeinde, kommen die Christusfeste zum Abschluss: Weihnachten, Karfreitag, Ostern und Pfingsten münden in den Sonntag der Dreieinigkeit Gottes. Es soll nämlich klar sein, dass alles, was wir bisher mit und um Christus gefeiert haben, mit dem einen Gott zu tun hat. Hier geht es nicht um verschiedene göttliche Mächte, sondern allein um den einen Gott. Aber dieser unser Gott ist in ganz verschiedener Weise erfahrbar. So erfuhr das Volk Israel Gott zunächst ohne Christus.

Predigt zu Matthäus 11,25-30 zur Kirchweih in Neunhof am 21. Juni 2020

25 Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart.
26 Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen.
27 Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will.
28 Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.
29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.
30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

Liebe Gemeinde!
Kirchweih feiern wir. Und der Predigttext für diesen 2. Sonntag, den wir soeben gehört haben, passt haargenau dazu.
Denn genau dazu ist die Kirche da. Genau darum muss es in ihr gehen: diesen Ruf, diese Einladung Jesu weiterzugeben: Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch abmüht und belastet seid! Lernt von mir! Findet Ruhe für Eure Seelen bei mir – im Glauben an mich und meinen Vater!
Genau dazu braucht es die Kirche – und nicht um evangelisches Bodenturnen zu veranstalten.
Genau dazu wurden Kirchen gebaut: um dort diese Einladung weiterzugeben;
dass die, die sich abmühen mit dem Leben, mit Schicksalsschlägen, mit Herausforderungen und die dabei immer wieder auch scheitern, verlieren, untergehen, dass die einen Ort haben, wo sie hören und spüren: Gott meint es gut mit mir.

Er weidet mich auf einer grünen Aue

Schafe an der St. Nikolausquelle

"... Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser."

Diese Worte aus Psalm 23 kamen mir sofort in den Sinn, als genau am Sonntag Misericodias Domini, dem Sonntag des guten Hirten, ein Schäfer mit seinen Schafen und Ziegen in den Hutanger hinter unserer St.-Egidien-Kirche kam. Und es hatte etwas sehr Tröstliches in diesen Zeiten, an den Hirten zu denken, der uns auch durch das dunkle Tal begleitet und unsere Seele auch in diesen Zeiten labt und stärkt.

Mach mal blau, sagt Gott

Grafik mit Urlaubsmotiven

„Mach blau …“, sagt eines Morgens Gott. „Tut mir leid, das geht nicht“, antwortest du. „Ich muss den Boden wischen. Die Wäsche waschen. Ich muss die Akten fertig machen, das Mittagessen kochen, die Kinder zum Reiten und zum Fußballspiel bringen, muss noch Margarethe anrufen – und dann heute Mittag muss ich Home Office machen! Ich muss abnehmen, einkaufen, meine Beziehung überdenken, die Geburtstagseinladungen verschicken, arbeiten, schlafen, mich kümmern. Ich muss noch so viel tun!“ Gott erbleicht: „Habe ich dich nicht aus der Sklaverei befreit?“ – „Wie – aus der Sklaverei?“, fragst du.

Vom Hirten zum Schlachtschaf

Schafe an der St. Nikolausquelle

Genau dieser Rollentausch ist es, den die christliche Kirche am Karfreitag bedenkt. Jesus war für die Menschen wie ein guter Hirte gewesen. Er hat ihnen davon erzählt, wo und wie sie zur Quelle des Lebens finden. Er hat sich um Menschen gekümmert, war bei ihnen in den dunklen Tälern des Lebens, hat sie geheilt, sie in die Gemeinschaft zurückgeführt, ihnen geholfen, böse Wege zu verlassen und die „rechte Straße“ zu finden. Er hat auch mit den Menschen das Leben gefeiert – denken wir nur an die Hochzeit zu Kana – und da galt durchaus: „Du schenkest mir voll ein.“ Es war ganz so, wie Psalm 23 es sagt.