Etwas Urlaubstheologie

Wie halten Sie es denn mit dem Urlaub? In unserer Gesellschaft hat Urlaub einen hohen Stellenwert gewonnen. Manche leben geradezu auf den Urlaub hin. Vom christlichen Glauben her betrachtet ist das ein wenig merkwürdig. Denn – so erzählt die Bibel – schon bei der Schöpfung hat Gott einen Ruhetag vorgesehen. Jeder 7. Tag soll ein Tag frei vom Druck der Arbeit und des Alltags, frei von Erwartungen und Forderungen sein. Einfach mal dasein dürfen und schon jetzt etwas vom Frieden Gottes schmecken und fühlen dürfen. Dafür ist der Sonntag da - sozusagen als wöchentlicher Kurzurlaub.
Der große Urlaub ist schön. Aber wir sollten den sonntäglichen Kurzurlaub darüber nicht zu kurz kommen lassen oder gar vergessen. Denn der Sonntag ist die Erlösung vom endlosen Alltag des Funktionieren- und Konsumieren-Müssens. Er ist die Befreiung vom Zwang, andauernd über unsere Zeit entscheiden und stets etwas machen zu müssen.
Er ist wirklich ein Geschenk des Himmels, ein Tag der Freiheit von Fremdbestimmung, ein Tag der Erholung, der Zeit für Familie und Freunde und nicht zuletzt ein Tag der Zeit für Gott und Gottesdienst.
Dass Menschen immer wieder mal eine Auszeit brauchen wusste schon  Bernhard von Clairvaux. Er war Zistersienser-Abt und schrieb im Jahr 1150:
„Es ist viel klüger, du entziehst dich von Zeit zu Zeit deinen Beschäftigungen, als dass sie dich ziehen und dich nach und nach an einen Punkt führen, an dem du nicht landen willst. Du fragst, an welchen Punkt? An den Punkt, wo das Herz hart wird. Frage nicht weiter, was damit gemeint ist; wenn du jetzt nicht erschrickst, ist dein Herz schon so weit. Ja, wer mit sich selbst schlecht umgeht, wem kann der gut sein?“
Da ist was dran.Und im Markusevangelium (6,30-32) lesen wir, wie Jesus seinen Jüngern Urlaub empfiehlt, als sie von einer anstrengenden Missionsreise zurückkommen.

Die Apostel kamen zu Jesus zurück. Sie berichteten ihm alles, was sie getan hatten. Und er sagte zu ihnen: „Kommt mit an einen ruhigen Ort, nur ihr allein, und ruht euch ein wenig aus.“
Denn ständig kamen und gingen die Leute und sie fanden nicht einmal Zeit zum Essen. So fuhren sie mit dem Boot an eine abgelegene Stelle, um für sich allein zu sein.“

Jesus empfiehlt seinen Jüngern nicht nur, mal auszuspannen, sondern er liefert das Rezept für einen gelungenen Urlaub gleich mit. Es ist geradezu ein Stück „Urlaubstheologie“.
Zuerst erhalten die Jünger Gelegenheit, von ihrer Arbeit zu erzählen,
Rückmeldung zu bekommen, ihren Ärger loszuwerden. Da braucht es eine Gelegenheit dazu, die richtige Stelle, wo man abladen kann; den Zuhörer, bei dem man rauslassen kann, was einen beschäftigt, und der hilft, es loslassen zu können. Jesus stellt sich dafür zur Verfügung.
Als Zweites rät Jesus zu einem Urlaub mit wenigen Menschen und an einem einsamen Ort. Also: kein Ballermann, weg von den großen Urlaubsorten, nicht dorthin gehen, wo alle sind und wo man meint, gewesen sein zu müssen.
Der dritte Ratschlag: Urlaub um auszuruhen. Nicht drei Länder in vier Tagen sehen, nicht die neue Trend-Sportart ausprobieren, sondern Ruhe und Gemütlichkeit.

Gemütlichkeit verstanden als Zeit, um Körper, Seele und Geist zu erholen.  Urlaub heißt dann auch: Zeit für Gott und mit Gott zu haben. Einen entspannten Blick auf mein Leben zu werfen: Was ist in Ordnung, was nicht? Um dann alles Gott hinzuhalten und dankbar zu werden für alles Gute und Schöne, was wir erlebt haben, was uns gegeben wurde. Und um Gott um Beistand und Hilfe zu bitten, wo es nicht so gut läuft und wir nicht zurechtkommen.
Einfach mal dasein können, wieder zu sich, zu seinen Nächsten und zu Gott zu finden und dabei etwas vom Frieden Gottes zu spüren, davon, wie das wahre Leben aussieht – in diesem Sinne wünsche ich allen einen gesegneten Urlaub.

Ihr Pfarrer