Fasten?

Das Wort „fasten“ kommt aus dem Althochdeutschen, es bedeutet soviel wie „an etwas festhalten, Gebote strikt einhalten“. Fasten als Teil des spirituellen Lebens finden wir in allen Kulturen. Das 40-tägige Fasten vor Ostern z.B. sollen die Kopten (frühe Christen) von ihren ägyptischen Vorfahren übernommen haben, die in dieser Zeit, die auch die Laichzeit Zeit in ihren Gewässern war, auf Fischgerichte verzichteten.

Aha – es geht also nicht nur um individuellen Verzicht, sondern auch darum, etwas für die Gemeinschaft zu erhalten, nämlich den Fischbestand? Ein nachhaltiges Denken – nicht alles bis zum Letzten herausholen, sondern Ressourcen schonen, sodass sie sich wieder erholen können.

Meist denken wir ja bei „fasten“ an den Verzicht auf Essen, aber genauso gut können wir auf Anderes verzichten – und es wird sich der gleiche Effekt einstellen: dadurch dass wir es nicht „wie immer“ einfach im Überfluss haben oder tun, wird es uns viel bewusster, wir halten inne, denken darüber nach und entdecken vielleicht einen neuen Umgang mit der jeweiligen Ressource.

Fasten ist ein selbst gewählter Verzicht, es ist Ausdruck unserer Willensstärke, es regt unseren Geist an – wie es immer geschieht, wenn wir gewohnte Pfade verlassen und uns neu orientieren müssen.

Möglichst viel zu haben gilt als erstrebenswert, wenn wir durch die Stadt gehen oder die Werbeblättchen durchlesen, finden wir vieles, was wir nicht haben oder wovon wir nicht das Neueste besitzen. Aber brauchen wir es wirklich? Wir müssen uns ja um alles kümmern, was wir haben, und wenn wir es auch nur von einer Ecke in die andere räumen… „Ich besitze nichts, damit ich nicht von den Dingen besessen werde“, soll der griechische Philosoph Antisthenes gesagt haben.

Fasten kann uns neue Perspektiven eröffnen, es kann uns frei machen.

In früheren Zeiten wurde kollektiv mit dem Ziel gefastet, Gott eine Ehre zu erweisen, damit die Menschen eine Art Begnadigung erhielten, sozusagen ein Tauschhandel.

Die Reformatoren des 16. Jahrhunderts kritisierten diese kirchlichen Fastengebote als reine Äußerlichkeiten, durch die das Wohlwollen Gottes nicht erlangt werden könne. Ulrich Zwinglis Reformation in der Schweiz begann mit einem demonstrativen Wurstessen am ersten Sonntag der Fastenzeit. Martin Luther fastete zwar, war sich aber sicher, der Mensch werde „nicht durch das Fasten angenehm bei Gott, sondern allein durch die Gnade, allein durch den Glauben“.
Also wird es doch nichts mit dem Handel…

In der Bergpredigt rät Jesus Christus zur Demut: „Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler! Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken, dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haar und wasche dein Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern nur dein Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“ (Matthäus 6,16)

Wie wollen wir also nun fasten, ganz ohne Leichenbittermine?

Ein großer, ökumenischer Verbund von Landeskirchen u.a. hat das Klimafasten entwickelt, das in jedem Jahr unter einem anderen Motto steht. Heuer ist es „So viel du brauchst…“
In den sieben Wochen vom 22.02. bis 08.04 2023 geht es um folgende Themen:

  • Energie wertschätzen
  • Welche Dinge (ver)brauchen wir
  • Blick auf unseren Flächenverbrauch
  • Einmal anders mobil sein
  • Effizientere und ökologisch bessere Beleuchtung
  • Biodiversität
  • Glück

Dazu erhalten Sie rechtzeitig weitere Informationen, ich gebe Broschüren dazu in den Pfarrämtern ab, damit sie in den Kirchen ausgelegt werden können. Oder/und Sie sehen sich schon mal im Internet um, hier: www.klimafasten.de. Sind Sie dabei?

Und nun noch zwei Termine mit Umweltbezug:

Immer am letzten Samstag im März ist Earth Hour. Bei der "Stunde der Erde" setzen Menschen, Städte und Unternehmen aus der ganzen Welt ein Zeichen für den Klimaschutz und unseren lebendigen Planeten, indem sie um 20.30 Uhr für eine Stunde in den eigenen vier Wänden oder an Denkmälern und offiziellen Gebäuden das Licht ausmachen.
Die nächste Earth Hour findet am 25. März 2023 statt.

Der Tag des Artenschutzes (UN World Wildlife Day) ist ein im Rahmen des Washingtoner Artenschutzübereinkommens eingeführter Aktions- und Gedenktag. Er findet jährlich am 3. März statt: Durch das am 3. März 1973 unterzeichnete Abkommen sollen bedrohte wildlebende Arten (Tiere und Pflanzen) geschützt werden, die durch Handelsinteressen gefährdet sind.

Haben Sie eine gute Zeit – und vergessen Sie nicht: Reich ist nicht, wer viel hat, sondern wer wenig braucht.
Mit herzlichen Grüßen

Ihre Cornelia Grob
Umweltbeauftragte Beerbach