Friedhöfe - Oasen für Pflanzen und Tiere

Ein Schmetterling auf einer Blüte
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Unter diesem Motto steht das Naturschutzprojekt des kirchlichen Vereins „Schöpfung bewahren konkret“, für den die Biologin Barbara Füchtbauer tätig ist. Sie unterstützt Kirchengemeinden, so auch uns, darin, die Artenvielfalt auf Friedhöfen zu erhöhen und hat einen wesentlichen Beitrag zu diesem Text geleistet.
Herzlichen Dank!

Wir merken es selbst, und es ist auch in der Presse allenthalben zu lesen: die Zahl der Insekten ist drastisch zurück gegangen. Dem wollen wir auf unserem Friedhof gegensteuern.

Biodiversität, die Vielfalt der Pflanzen- und Tierarten, ist wichtig für uns, dazu finden Sie mehr im Flyer des Umweltteams, der in der Kirche ausliegt. Wenn Arten aussterben oder selten werden, fehlen sie im Ökosystem unserer Landschaft. Die Insekten haben sich in Jahrhunderttausenden auf „ihre“ Pflanzenart eingestellt und können sich nicht plötzlich auf andere Arten umstellen. Am Beispiel von bekannten Pflanzen, die hier auf dem Friedhof wachsen, lässt sich dieses Zusammenspiel gut aufzeigen:
Die Schafgarbe ist ein Dauerblüher. Sie unterstützt 28 Wildbienenarten, darunter sieben Spezialisten, wie Sand-, Seiden- und Löcherbienen. Die Schafgarbe ist Nektarpflanze vom Feuerfalter, dient 13 Falterarten als Raupenfutterpflanze, unter anderem dem Schafgarben-Blütenspanner. Die Schafgarbe ist Wirtspflanze des Rainfarn-Blattkäfers.
Fast noch wichtiger für unsere Insekten ist, obwohl beim Menschen höchst unbeliebt, die Distel. Es gibt ganze Lebensgemeinschaften, die nur auf Disteln leben: Bohrfliegen, Kleinschmetterlinge, Rüsselkäfer, Blattkäfer und Bockkäfer – sie alle leben von der Distel, fressen ihre Blütenköpfe und Blätter und überdauern den Winter in ihren Stängeln. Diese Insekten bilden wiederum die Nahrung für andere (Raub-)Insekten wie Brackwespen, Erzwespen und Schlupfwespen. Solche natürlichen Feinde der Insekten sorgen dafür, das bestimmte Arten sich nicht zu sehr ausbreiten und sie dienen der biologischen Schädlingsbekämpfung.
Weitere wichtige, wild wachsende Insektenpflanzen sind z.B. die Wiesen-Flockenblume und der Hornklee.
Oft sind es schon kleine Maßnahmen, die viel bewirken.

In unserem Beerbacher Friedhof wollen wir die Rasenfläche hinter der Kirche in eine Wiese umwandeln. Sie soll über den Frühling wachsen dürfen und erst im Juli gemäht werden. So können die Kräuter zum Blühen kommen und die Insekten haben Zeit, sich zu entwickeln. Damit man trotzdem noch um die Kirche herumgehen kann, wird regelmäßig ein Pfad gemäht.
Auch die Flächen an den Rändern werden nur noch zweimal im Jahr statt alle zwei Wochen gemäht, so kann sich eine Wiese ausbilden, die vielen Insekten Nahrung bietet.
Das Beet am Chorraum der Kirche soll der Artenvielfalt von Kräutern und „ihren“ Insekten dienen und wird durch insektenfreundliche Stauden ergänzt werden.

Ein Moospolster auf der Wiese hinter der St.-Egidien-Kirche
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Hinter der Kirche im Norden ist die Wiese teilweise von Moos bestimmt. Moose wachsen vor allem dort, wo der Standort schattig und mager ist. Sie kommen mit diesen Bedingungen besser zurecht als Blütenpflanzen. Auch wenn hier auf den ersten Blick nichts blüht, erfüllt die Moosschicht wichtige Aufgaben im Ökosystem. Sie bildet die Basis der Nahrungskette in der Natur. Im Moos leben Kleinstlebewesen wie Fadenwürmer, Springschwänze und Bärtierchen. Diese sind Beute für Käfer, Ameisen und Spinnen, von welchen sich wiederum Vögel und Kleinsäuger ernähren. Moose tragen damit ganz wesentlich zur Artenvielfalt bei. Deswegen betrachten wir die Moosbedeckung als etwas Schönes und Wertvolles. Moosflächen gehören zur Vielfalt des Bodenbewuchses im Friedhof dazu.
Und nicht zuletzt ist die Friedhofsmauer zu nennen, die mit vielerlei Flechten bewachsen ist, die heutzutage nur noch wenig Platz finden, da es fast keine Naturmauern mehr gibt.

Unser Beerbacher Friedhof ist also etwas ganz besonderes. Er grenzt an einen herrlichen Schluchtwald, aus welchem im Frühling wunderschön der Gesang des Pirols ertönt. Schon das macht glücklich, auch wenn der Grund des Besuchs oft ein trauriger ist.

Ich darf Ihnen heute den Dank von Frau Füchtbauer von „Schöpfung bewahren konkret“ weitergeben dafür, dass wir mit unserem Friedhof zum Artenschutz beitragen – und unser Umweltteam und ich hoffen auf Ihr Verständnis, Ihre Mitfreude und Ihre Unterstützung.

Mit herzlichen Grüßen Ihre Umweltbeauftragte Cornelia Grob