Ich mache mich jetzt anders auf den Weg!

Unbestritten ist, dass autofreie Innenstädte zum Klimaschutz beitragen und man deshalb dort die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen soll. Mit ihnen kann in der Stadt leicht jede Ecke erreicht werden. Aber was ist auf dem Land?
Ich bin selbst auf dem Dorf aufgewachsen. Zur Arbeit, zum Zahnarzt, in die Buchhandlung, zum Einkauf von Bekleidung usw. musste man mit dem Auto fahren, das war ganz normal. So war ich es gewohnt und so habe ich es bis vor ca. einem Jahr auch selbst gehalten.

Wir sind auf dem Land auf Autos angewiesen, aber auch wir haben Möglichkeiten, die Nutzung von privaten PKWs zu reduzieren.
Früher bin ich immer, wenn ich nach Nürnberg wollte, selbstverständlich mit dem Auto hingefahren. Heute fahre ich zum Bahnhof in Eschenau, nehme dort die stündlich verkehrende Gräfenbergbahn bis zum Nordostbahnhof und dann Bus oder U-Bahn, je nach gewünschtem Ziel in der Stadt. Diese Umstellung ist mir als quasi „geborener“ Autofahrerin nicht leichtgefallen, ich hab mir das unbequem und zeitraubend vorgestellt.
Tatsächlich dauert es aber nicht länger als mit dem Auto, zu Zeiten mit viel Verkehr geht es sogar deutlich schneller, ich muss nicht nervenaufreibend nach einem Parkplatz suchen, ich kann während der Fahrt entspannt Zeitung lesen oder einfach zum Fenster raus schauen. Inzwischen empfinde ich das als einen Gewinn.
Selbst wenn ich mit dem Auto nach Eschenau fahre, sind das nur 6 km anstelle von 38 km (hin und zurück). Damit spare ich viel CO2-Ausstoß ein, erzeuge keinen Feinstaub über den Reifenabrieb und schone meine Nerven. Eine win-win-Situation für die Umwelt und für mich.
Versuchen Sie doch auch, Ihre Mobilitätsgewohnheiten zu überdenken und einfach einmal andere Verkehrsmittel auszuprobieren, kombinieren Sie Auto mit Bus oder Bahn, vielleicht können Sie sogar Ihr Fahrrad nutzen.
Und man kann, in der Tat, auch manchmal einen Weg zu Fuß zurücklegen. Die meisten von uns bewegen sich vermutlich eh zu wenig, es ist also auch gut für Ihre Gesundheit.

Vielleicht haben Sie ja die Möglichkeit, eine Fahrgemeinschaft zu bilden?

Nehmen Sie Ihre Kinder mit zu Ihren Versuchen, dann lernen diese von klein auf, dass es unterschiedliche Arten der Fortbewegung gibt und dass es wichtig ist, klimafreundlich mobil zu sein.
Niemand macht alles „richtig“, aber wer nicht ausprobiert, was besser gemacht werden könnte, vergibt die Chance auf klima- und umweltverträgliches Verhalten und Bewahrung der Schöpfung. Fangen Sie einfach mal irgendwo an!
Wenn es nicht kalt und sehr nass ist, fahre ich mit dem Fahrrad zum Einkaufen. Im Winter bei Eis und Schnee tu ich das nicht, ich habe großen Respekt vor den Ganzjahresradler*innen. Ich denke, ein schlechtes Gewissen muss ich deshalb nicht haben, denn ich habe auch so die Umweltbelastung durch meine Mobilität schon verringert. Wir sollten nicht zögern, zu beginnen, bloß weil wir fürchten, nicht hundertprozentig zu sein!
Es liegt z.B. schon Einsparpotential darin, nicht wegen jedem Stück Käse erneut loszufahren, sondern seine Einkaufsfahrten zu reduzieren, aufzuschreiben, was man braucht und nur ein- oder zweimal die Woche einzukaufen.
Oder vielleicht haben Sie die Möglichkeit, öfter im Homeoffice zu arbeiten? Auch das spart Fahrten, und durch die Pandemie hat diese Art der Beschäftigung ja gerade starken Auftrieb erhalten.
Wie bei allen Umweltthemen ist das Handeln einzelner Menschen nur ein Teil der Lösung. Im Bereich Mobilität ist auch die Politik gefordert, den öffentlichen Nahverkehr gerade auf dem Land noch besser auszubauen, interessante Angebote für Carsharing zu machen, Radwege auszubauen, usw.
Unsere Haltung darf aber nicht sein: „Ich handle erst, wenn alle anderen, einschließlich Nachbarn, Kollegen und Politik, alles richtig gemacht haben“. Da könnten wir lange warten. Soviel Zeit haben wir nicht.

Mit herzlichen Grüßen
Ihre Umweltbeauftragte

Cornelia Grob