Weniger ist mehr...

Diesen Spruch kennt jeder Mensch, und so alltäglich er klingen mag, so geradezu revolutionär ist sein Inhalt!
Bei der morgendlichen Zeitungslektüre fallen uns als erstes die bunten Werbeblätter entgegen: mehr wollen, mehr kaufen, mehr haben ist die Botschaft.
Was hat es auf sich mit dem „Haben“ und „Habenwollen“?
Wir kaufen oft, um Stress abzubauen, das Selbstwertgefühl zu stärken, Ansehen  und  Anerkennung zu  gewinnen.  In  dem  Moment, indem  der Wunsch erfüllt wird, entsteht ein Glücksgefühl. Untersuchungen haben ergeben, dass dieses Gefühl nur Stunden anhält.
Dafür geben wir Geld aus, verbrauchen kostbare Ressourcen, bringen viel Zeit auf und wissen oft gar nicht, wo wir das jetzt auch noch aufbewahren sollen, alle Schränke sind voll...

Ein Mitteleuropäer (und natürlich auch eine Mitteleuropäerin) besitzt imDurchschnitt 10.000 Dinge. Ich vermute, da können wir mal ausmisten...
Reduzieren wir und setzen damit den Fokus auf das Wesentliche. Wir schaffen dadurch Raum für anderes: für Zeit, Zufriedenheit, übriges Geld, Kreativität, Freiheit, Klarheit, Ruhe...

Ich leiste mir (faire) Qualität anstatt Quantität.

Ich gebe weniger aus, als ich könnte.

Ich konsumiere mit Augenmaß und lasse los.

Wir gehören zu den 20 % der Weltbevölkerung, welche die globalen Umweltschäden verursachen, 80 % der Weltbevölkerung leiden unverschuldet an unserer Verschwendung, die sie zu unmenschlichen Arbeitsbedingungen zwingt und ihre Lebensgrundlagen zerstört.
Schöpfungsverantwortung zeigt sich darin, wie wir mit den Dingen und Mitgeschöpfen auf der ganzen Welt umgehen - wie wir konsumieren.Unser christlicher Glaube gewinnt seine Überzeugungskraft nicht allein durch Worte, sondern durch die Art und Weise, wie wir als Christinnen und Christen leben. Unser Lebensstil ist Ausdruck dessen, was uns wirklich wichtig ist.

Müssen wir nun also wieder mal „auf alles verzichten“?
Unser Reichtum misst sich nicht an der Menge von Besitztümern, sondern an der Fähigkeit, uns an den kleinen Dingen (wieder) zu erfreuen, sie zum Wohl der Nächsten zu verwenden und zu teilen. Ein solcher ökosozial verantwortlicher Lebensstil verbindet die Fähigkeit zum Genuss mit dem sicheren Gefühl für ein Genug. Wer weiß, was er nicht braucht, lebt zufriedener, denn reich ist nicht, wer viel hat, sondern wer wenig braucht.

Mit jedem Menschen, der sich dieser Aufgabe stellt, kommen wir dem Ziel einer nachhaltigen, fairen und gerechten Welt ein Stück näher. Konsumentenverantwortung ist die neue revolutionäre, gestaltende Kraft unserer Zivilgesellschaft!

Bereits im Brundtland-Bericht von 1987 wurde erstmals auch die weit indie Zukunft reichende Verantwortung unseres Umweltverhaltens festgeschrieben: „Dauerhafte Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre Bedürfnisse nicht befriedigen können."Der Satz könnte – angesichts des aktuellen Urteils des Bundesverfassungsgerichts dazu - nicht aktueller sein, und er zeigt zugleich, wie lange, wie viel zu lange wir schon um diese Probleme herumlavieren, anstatt jetzt nachhaltig zu handeln. Lassen Sie uns also heute beginnen! Wir dürfen als Christen getrost das Habenwollen loslassen:
„Seht die Raben: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie haben keinen Keller und keine Scheune, und Gott ernährt sie doch. Wie viel mehr seid ihr alsdie Vögel!“ Lukas 12,24

R.W. Emerson, ein amerikanischer Philosoph, schrieb poetisch: „Abends ging ich hinaus in die Dunkelheit, da sah ich einen schimmernden Stern und hörte einen Frosch quaken. Die Natur schien zu sagen: Nun? Ist das nicht genug?“

Mit herzlichen Grüßen
Ihre Umweltbeauftragte
Cornelia Grob